Ab in die Zukunft

Mit der VR-Brille virtuell eine Industrieanlage begehen

Der oberösterreichischen GPVC – Gerhard Pichler Verschleißtechnik & Consulting GmbH – ist es mit der Entwicklung von „VR Plug2work“ gelungen, traditionelle Engineeringprozesse um ein VR-Werkzeug zu erweitern. Durch die Verknüpfung mit erprobter 3D-Visualisierungs­technik ist eine äußerst realitätsnahe Begehung von Industrieanlagen per VR-Brille möglich.

D‌ie 3D-Visualisierungstechnik wurde im Januar 2021 nach mehrmonatiger, intensiver Entwicklungsarbeit erstmals Kunden aus der Industrie und dem Anlagenbau vorgestellt und mittlerweile erfolgreich am Markt platziert.

Anlagenbauer stehen oft vor dem Problem, dass der aktuelle Zustand einer bestehenden Anlage nicht mehr dem ursprünglichen Zustand entspricht. Sind nun weitere Änderungen oder Umbauten nötig, müssen mehrmalige aufwändige Messungen und Besprechungen vor Ort durchgeführt werden. Oder aber man setzt sich eine VR-Brille auf, bewegt sich durch den virtuellen Anlagen-Raum, nimmt sogar Positionen und Perspektiven ein, die bei einer realen Begehung auf der Baustelle nicht möglich sind, lässt sich zusätzlich noch ergänzende IFC-Daten einblenden und teilt alle diese Bilder und Informationen dann noch in Echtzeit mit Teamkollegen in aller Welt. Komplexe Räume sind perspektivisch erfassbar und im Engineeringteam teilbar, ohne tatsächlich physisch vor Ort anwesend sein zu müssen.

Alles was es dazu braucht, ist die zuvor per 3D-Laserscan erstellte Laserscanpunktwolke, das entsprechende CAD-Modell und die VR-Brille. Und schon kann sich der Anwender ähnlich wie in den virtuellen Gaming-Welten durch die Punktwolke und das CAD-Modell bewegen, Ansichten drehen und zoomen und einzelne Anlagenkomponenten aus allen möglichen Perspektiven betrachten.

„Unsere neue 3D-Visualisierungstechnik 'VR Plug2Work' ermöglicht nicht nur einen quasi-realistischen Rundgang durch die Anlage, sie bietet sich vor allem auch als engineering assistance bei Umbauten und Erweiterungen an“, fasst Unternehmer Gerhard Pichler die Vorteile dieser Zusammenführung von Laserscanpunktwolken und CAD-Modellen im virtual-reality-Raum kurz zusammen.

Per Joystick durch die Anlage

Zum Einsatz kommt der aktuellste Brillen-Typ eines namhaften VR-Headset-Herstellers, die Bedienung erfolgt bedienerfreundlich über zwei Handgriffe mit Joysticks und Tasten. Dies ermöglicht freie Bewegung durch die virtuelle Anlage in alle Richtungen. Das Sichtfeld bzw. der Blickwinkel wird durch Kopf- und Körperbewegungen geändert, oder man bewegt sich per Joystick komplett frei durch den künstlichen Raum.

'VR Plug2work' bietet aber noch viel mehr: Es lassen sich etwa Distanzen messen, oder es können auch bestimmte Bereiche markiert und so besonders hervorgehoben werden. Braucht man zusätzliche Informationen, reicht ein Klick auf einen bestimmten Bauteil, und die IFC- bzw. CAD-Daten dieses Teils werden eingeblendet. Zur Dokumentation können auch Bilder und Videos erstellt bzw. gespeichert werden.

Perfekt für virtuelle Meetings

Mittels einer am PC oder Laptop geöffneten Datei wird die VR-Welt auf einen externen Bildschirm dargestellt, ist aber auch durch Meeting-Software wie z. B. Teamviewer weiter übertragbar. „Sämtliche Mitglieder eines Konstruktionsteams in aller Welt können“, so Gerhard Pichler, „per VR-Brille oder im PC-/Laptop-Modus an Online-Besprechungen teilnehmen, sie können das Projekt aus allen Perspektiven realistisch und in Echtzeit betrachten und somit den weiteren Engineeringprozess entscheidend mitbeeinflussen.“ Die Vorteile liegen auf der Hand, von frühzeitigem Erkennen von Problemen bis hin zu einer enormen Zeitersparnis durch effizientere Diskussionen und weniger Reisetätigkeiten.

Vom Starterpaket bis zum Online-Update

Um den Einsatz von „VR Plug2work“ so effizient, kostengünstig und aktuell wie möglich zu gestalten, wird das VR-Projekt in drei Teilen angeboten. Erster Teil ist das Starterpaket, bestehend aus der VR-Brille samt Basissoftware und Zubehör (bis hin zum Desinfektionsmittel zum Reinigen der Brille). Mit Teil 2 erwirbt der Kunde die Erstinstallation seines Engineeringprojekts, also die Implementierung von Laserscanpunktwolke und CAD Modell in die Brille. Selbstverständlich können auch mehrere Projekte in einer Brille eingerichtet werden. Ändert sich das CAD Modell oder wird es erweitert, so ist als Teil 3 des Angebots nur mehr die Durchführung eines Updates nötig. Dabei wird das vorhandene CAD Modell in der Brille durch die neue Version ersetzt, was rasch und unkompliziert über Online-Fernwartung machbar ist. „Damit ermöglichen wir unseren Kunden bzw. dem gesamten Engineering-Team, über die gesamte Lebensdauer eines Projekts stets das aktuellste Datenmaterial zur Verfügung zu haben“, betont Gerhard ­Pichler abschließend einen der wesentlichen Vorteile dieser neuen VR-Technologie fürs Engineering.

Autor:

DI (FH) Gerhard Pichler, Geschäftsführer

Gerhard Pichler Verschleißtechnik & Consulting GmbH, Linz/Österreich

www.gpvc.at

Nach dem Studium der Produktionswirtschaft an der FH Steyr sammelte Gerhard Pichler mehr als 10 Jahre Berufserfahrung im Industrie­anlagenbau und in der Rohstoffaufbereitung sowohl als Betriebsleiter als auch als Geschäfts­führer. Im Februar 2014 gründete er die Gerhard Pichler Verschleißtechnik & Consulting GmbH. Die GmbH beschäftigt sich vor allem mit 3D-Laserscannen und Bestandsmodellierung. Pro Jahr werden 50 bis 80 Laserscanprojekte mit CAD Modellierung weltweit bearbeitet.


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